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Alles über Shantys

Shantys haben eine lange Tradition und sind ursprünglich überwiegend an Land entstanden, da den Seeleuten häufig die Fähigkeit fehlte, sich Melodien auszudenken. Es waren die Arbeitslieder der Holzfäller oder Goldgräber, sowie die Melodien, die beim Entladen oder Laden von Fracht gesungen wurden.

Oft wurden bekannte Lieder umgetextet (vornehmlich aus England, Schottland und Irland oder aus dem karibischen Raum). Gesungen wurden die Shantys dann aber auf den großen Segelschiffen, die noch bis zur Jahrhundertwende auf den Meeren gefahren sind.

Die Arbeit an Bord war meist hart und monoton, so dass Shantys mit ihrem gängigen Rhythmus diese Arbeiten unterstützen sollten. Sie wurden gesungen beim Setzen oder Trimmen der Segel, beim Ankerlichten oder bei der eintönigen Arbeit an den Pumpen.

Shantys nährten früher wie heute romantische Vorstellungen von der Seefahrt. Sie erinnern an die Zeit, als noch große rahgetakelte Barken und Vollschiffe auf ihren monatelangen Reisen die Weltmeere durchpflügten. Bei aller Unterschiedlichkeit der Seeleute auf den international bemannten Großseglern gab es an Bord eine Sprache, die alle verstanden: die Bräuche und Shantys, die Freud und Leid der Besatzungen begleiteten.

Die traditionellen Bräuche an Bord sind eng verknüpft mit dem Gesang der Seeleute. Das rhythmische Singen von Shantys begleitete die anstrengenden körperlichen Arbeiten, die mühevollen Runden der Matrosen am Gangspill zum Aufholen des Ankers oder die Arbeit an den Fallen zum Heißen der großen Segel, aber auch rituelle Bräuche wie die Äquatortaufe der Neulinge an Bord oder das "Salpeterkreuz", das Aufheißen des letzten Salpetersacks einer Ladung.

Herkunft des Wortes Shanty

Das Wort "Shanty" scheint mehrere Ursprünge zu haben:
1) englisch "chant" = singen
2) französisch "chanter" = singen

In allen Fällen ist jedoch der Rhythmus der Songs entscheidend, da er als unmittelbare Unterstützung der Arbeit diente. Die zumeist melancholisch wirkenden Stücke hingegen zählen eher zu den Seemannsliedern.

Im Laufe der Jahrzehnte haben sich dann viele verschiedene Arten von Shantys entwickelt, die zu den jeweiligen Gegebenheiten an Bord gut passten. Einige davon stellen wir Ihnen hier vor.


Arbeitslieder

Zu den Arbeitsliedern unter den Shantys zählen die nachstehend aufgeführten Typen:

Short Drag Shanties
(short drag = "kurzer Zug")

Hauptsächlich für Arbeiten, die schnelle Züge oder Handgriffe innerhalb kurzer Zeit erfordern, wie z. B. das Kürzen oder Setzen der Segel.

Capstan / Windlass Shanties
(capstan / windlass = Anker / Winde)

Für lange, sich wiederholende Aufgaben, die einfach einen anhaltenden Rhythmus brauchten wie das Lichten / Werfen des Ankers oder die Bedienung der Ankerwinde. Dieser Typ zählt zu den am meisten entwickelten Shantys.

Long Drag Shanties
(long drag = "langer Zug")

Für die schwereren Arbeiten, die eine längere Vorbereitungs- bzw. Umsetzungsphase zwischen den einzelnen Arbeitszügen erforderten, z. B. um ein schweres Segel auf den Mast zu ziehen. Dieser Shanty-Typ gab den Männern eine längere Erholungspause zwischen den einzelnen Ziehbewegungen und wurde auch beim Einholen der Segel gesungen. Üblicherweise hat dieser Typ einen Refrain am Ende jeder Strophe.

Forecastle Shanties
(forecastle = Vorderdeck)

Am Abend, nach getaner Arbeit, war es Zeit zum Entspannen. Das Singen gehörte zu den bevorzugten Methoden zum Relaxen und die Stücke, die man sang, kamen aus den Ländern, die man bereist hatte. Normalerweise handelten sie von der Liebe, von Abenteuer, Pathos und berühmten Männern und Schlachten oder es wurden einfach lustige, fröhliche Songs angestimmt.

Whaling Shanties
(whaling = Walfang)

Das Leben auf einem Walfänger war härter als auf jedem anderen Schiff - Piratenschiffe mal ausgenommen... Die Reisen dauerten zwischen 2 und 3 Jahre - inmitten des allgegenwärtigen Gestanks nach Tran. Die Walfänger liefen ständig Gefahr, während der Jagd von der mächtigen Walflosse erschlagen zu werden. Viele Seeleute kamen so ums Leben.

Crossover heute

Anfang 2012 machte die schleswig-holsteinische Crossover-Band Santiano mit Ihrem Album "Bis ans Ende der Welt" Schlagzeilen. Ein Mix aus Shantys, Volksliedern, Irish Folk und Seemannsliedern in modernem Gewand verhalf dem Genre zu neuer Popularität.

Auch in Cuxhaven wird das maritime Liedgut groß geschrieben. Zahlreiche Chöre prägen die Veranstaltungen im Nordseeheilbad und interpretieren die Songs auf zum Teil recht unterschiedliche Art und Weise, allen voran der musikalische Botschafter der Stadt, der Shanty-Chor Cuxhaven.